Kleine Zoey,

 

ich sitze hier und kann die Tränen nicht aufhalten. Ich weiß nicht, ob es Tränen der Trauer, der Wut oder der Hilflosigkeit sind. Ich möchte in Dein Zimmer kommen und lächeln können, ja, auch stark sein für Dich. Aber ich kann es nicht. Denn ich spüre Deinen verzweifelten Kampf um ein wenig Luft. Sehe Deine Augen, die mich bitten, Dir zu helfen und ich weiß, dass ich es tun muss, auch wenn ich es nicht tun möchte. Überlege ohne Ende, was man noch tun kann, was es noch an Möglichkeiten gibt, möchte Dich nicht gehen lassen, aber muss es tun, weil ich tief im Herzen spüre, dass nun unsere gemeinsame Zeit hier und heute zu Ende geht.

Liebe Zoey, für ein paar Tage durfte ich bei Dir sein, Dich und Deine Stärke kennen lernen, Deinen mächtigen Willen, zu überleben, spüren und nun auch Deine Kraft, mit mir gemeinsam diesen letzten Weg zu gehen, in mich aufnehmen.

Manchmal spürt man, wenn man eine so zarte Seele wie Dich bekommt, dass die Aufgabe, die man übernimmt, nicht die ist, die man sich wünscht. Und Du bist so eine zarte Seele, die nicht bei uns bleiben darf. Die schon seit Tagen gerufen wird und nur noch hier ist, weil Du siehst, wie sehr ich leide und mich nicht im Stich lassen willst. Heute werde ich Dir dafür den Dienst erweisen, stark zu sein. Dir zu zeigen, dass Du gehen darfst und ich es schaffe, bei Dir zu bleiben. Ich werde Dir von den schönen Dingen erzählen und Dich im Arm halten, bis Dein kleiner Körper in ein besseres Leben hinübergegangen ist. Ich werde nicht versuchen zu wienen, aber versprechen kann ich es Dir leider nicht, ob das klappt. Denn auch Du bis eine Seele, die tief mein Herz berührt hat.

Mein kleiner Schatz. Ich hätte alles getan, damit Du leben darfst, aber es durfte nicht sein. Der kleine Schutzengel, der bei Dir steht, wird Dich nun nicht auf ein Leben hier vorbereiten, sondern Dich auf den Weg begleiten, den kleine Seelen gehen, wenn Gott sie ruft. Und wenn Du dort angekommen bist, werden meine Näschen Dich erwarten und in ihre Pfoten schließen. Sie werden Dich lieben, so wie ich es hier getan habe und immer tun werde.

Liebe Zoey, ich kann mich nur bei Dir entschuldigen. Entschuldigen dafür, dass manche Menschen so schlecht sind und so zarte Seelen zum sterben verurteilen. Dass Ihr für sie nur eine Sache seid, die austauschbar ist und der man keine Träne nachweint. Sie sehen nicht die Seele in Euch. Nicht, dass Ihr auch Gefühle, Schmerzen, Ängste, ja auch Trauer durchleiden könnt. Sie sehen nur den Gebrauchsgegenstand und wenn sie ihn nicht mehr wollen, wird er entsorgt wie Müll. Ich weiß nicht, ob Du uns einmal verzeihst, denn  ich spüre mit jeder Stunde, seit Du bei mir bist, wie enttäuscht Du von den Menschen bist. Ich kann Dir auch nicht versprechen, ob die Menschen sich jemals ändern, oder Euch besser geholfen wird. Denn ich bekomme ja oft zarte Seelen, die keiner will und die überall abgewiesen werden. Aber ich verspreche Dir, ich werde weiter versuchen, für Euch zu kämpfen und Stück für Stück ein wenig mehr für Euch zu erreichen. Und vielleicht muss ich irgendwann nicht mehr die Person sein, die Euch bekommt, um dann die schwerste Entscheidung treffen zu müssen.

Meine kleine Maus. Ich werde weiter für Dich kämpfen und versuchen, den Menschen zu finden, der Dir dieses schlimme Leben angetan hat. Und wenn Gott will und ich ihn finde, werde ich nicht eher ruhen, bis er seine Strafe bekommt. Denn kein Mensch hat das Recht, ein Tier so zu quälen. Bei Oskar musste ich aufgeben, weil es eine Tierschutzsache war und der Tierschutz nichts gegen diesen Menschen unternommen hat. Bei Dir ist es meine Sache und ich habe keine Angst, diesen Menschen zu zeigen, dass sie das nie mehr machen können. Für Dich wird es leider zu spät sein, aber Du wirst trotzdem vielen zarten Seelen mit Deinem Tod geholfen haben.

Liebe Zoey, während ich hier sitze und das schreibe, hoffe ich innerlich immer noch auf ein Wunder. Ein Wunder, wie Hope es erleben durfte. Und ich hoffe, dass der TA sagt, Du schaffst es, auch wenn ich weiß, er wird es nicht sagen. Ich bete und denke die ganze Zeit, warum das Schicksal so ungerecht ist und Dir ihr Wunder verwehrt. Und ich hoffe, dass das Schicksal sich noch dreht, bevor wir die letzte Entscheidung treffen müssen.

Jedesmal, wenn ich in Dein Zimmer komme, hoffe ich, Du kommst mir wieder entgegen, Dein Napf ist angeschlabbert und Du wackelts an mir vorbei ins Bad, wo Du Dich immer so wohl gefühlt hast. Aber Du kommst nicht. Ich höre nur Deinen schweren Atem, sehe Deine großen Augen und weiß, Du wirst nie mehr zu mir kommen, an dem Futter mäkeln, bis ich für Dich das Richtige gefunden habe. Nie mehr an mir vorbei ins Bad gehen und dort am Washcbecken sitzen und Dein Wasser vom Wasserhahn einfordern. Du wirst nie mehr neugierig den anderen Katzen beim spielen zusehen und nie mehr den Baggi um Dich haben. Der kleine Baggi, der so verliebt in Dich ist und so sehr gehofft hat, eine Freundin zu haben, mit der er schmusen, kuscheln und spielen kann. Deine Freunde hier verstehen das alles noch nicht. Sie spüren, dass etwas mit Dir nicht in Ordnung ist und sind immer ganz still, wenn ich bei ihnen bin. Klein Baggi möchte so gerne zu Dir, aber er hat Angst. Wartet in der Tür und schaut nur ängstlich in Dein Zimmer. Ich denke, er spürt, wie schlecht es Dir geht.

Mein kleiner Schatz. Für wenige Tage hast Du hier schon viele Herzen erobert und wir alle lieben Dich sehr. Wir wollen Dich nicht gehen lassen, möchten gerne, dass Du bei uns bleibst und sind verzweifelt, dass nicht zählt, was wir möchten, sondern dass, was man mit Dir gemacht hat. Gott wird Dir Engel schicken, weil er nicht mehr möchte, dass Du Dich so quälst. Ja, weil er Dir zeigen möchte, dass es auch ein Leben ohne Qual gibt. Und daher holt er Dich zu sich, auch wenn es uns das Herz bricht. Aber wir haben keine Wahl, müssen das annehmen, was uns auferlegt wird. Und heute wird es der Abschied von Dir sein. Ich hoffe, eines Tages wirst Du es verstehen und wenn wir uns dann wieder sehen, werden wir uns vielleicht als Freunde gegenüberstehen können. Denn ich hoffe sehr, dass Du mir verzeihst, dass ich Dir nicht mehr helfen konnte.

 

Mein kleiner Schatz, nun heißt es Tschüss zu sagen. Wir lieben Dich und auch wenn wir nicht viel Zeit bekommen haben, werden wir Dich sehr vermissen. Du hast Dich in unser aller Herzen gesetzt und diesen Platz wirst Du immer behalten. Ich wünsche uns Beiden nun so sehr, dass unsere letzte, gemeinsame Fahrt und unser Abschied nehmen nicht so schlimm wird und ich hoffe, ich werde Dich nicht nass weinen. Aber es ist schwer. Es ist schwer zu wissen, dass mit jeder Stunde, die vergeht, unser Abschied immer näher rückt. Liebe Zoey, vergiß uns bitte nicht, denn hier wirst Du nie vergessen, weil wir Dich lieben.

 

Nun sagen Deine kleinen Freunde, Baggi, Janis, Limpi, Oliver, Pino, Jim-Bob, Mäxchen, Deiko, Felix, Miss Marley und Baby Fly ein liebevolles Adiue und bis denne. Wir werden Dich alle in unserem Herzen behalten. Machs gut kleine Maus und wir wünschen Dir auf Deine Reise alles Liebe.

 

Zoey hat mir die Entscheidung abgenommen und ist heute, am 08.03. für immer in meinem Arm bei uns Zuhause eingeschlafen. Es ist erst zwei Stunden her und ich vermisse sie jetzt schon so sehr.

 

 

Sei nicht verzweifelt, wenn es um´s Abschiednehmen geht.
Ein Lebewohl ist notwendig, ehe man sich wiedersehen kann.
Und ein Wiedersehn - sei es nach Augenblicken,
sei es nach Lebzeiten - ist denen gewiß, die Freunde sind.

aus "Illusionen" von Richard Bach


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