Wenn das Herz entscheidet

Hallo,

mein Name ist Happy und ich lebe seit meiner Geburt in der kleinen Zuflucht.

Meine zwei Brüder Angel und Spike, sowie ich, wurden im Mai 013 geboren. Unsere Mami Bine ist eine wilde Streunerkatze. Draußen geboren, gelebt und dort auch ihre Babys bekommen. Als sie bei einem Kastrationsprojekt ind die Falle ging, wurde festgestellt, dass sie schon wieder trächtig ist und so entschied sich unsere Pflegemami, sie bei sich aufzunehmen, damit sie in Ruhe und Sicherheit ihre Babys bekommen kann. Unsere Mami war am Anfang kein einfaches Fellchen und unsere Pflegemami musste viel Geduld und Zeit aufbringen, sowie viel von ihr lernen, was eine Wildi möchte und was nicht. Sie nannte unsere Mami Bine und akzeptierte, dass Bine niemals den Menschen so vertrauen wird. Die Wochen gingen ins Land und an einem Mittwoch kamen wir drei Jungs als Frühgeburt auf die Welt. Ob es nur wir Drei waren, oder mehr Babys, weiß keiner außer unserer Mami. Im Ultraschall waren mehr Babys zu sehen, aber nur wir Drei haben überlebt. Da unsere Mami eine Wildi ist, wurden wir von ihr natürlich auch wild erzogen und als wir 6 Wochen alt waren und unsere Mami kastriert wurde, damit sie wieder in ihre betreute Umgebung konnte, waren wir natürlich auch recht wild und den Menschen in keinster Weise zugetan. Unsere Pflegeeltern gaben sich viel Mühe, uns die Zeit und die Liebe und eines Tages war es dann soweit. Erst taute Angel auf, dann ich und zum Schluß der Spike, der unserer Mami sehr ähnlich ist. Nachdem wir, wie die Menschen immer sagen, sozialisiert waren, lernten wir in kleinen Schritten die große Welt und alle tollen Sachen kennen, die ein kleines Katzenherz glücklich machen. Eines Tages war dann der Abschied für Angel und Spike gekommen, da sie ein liebes Zuhause gefunden hatten. Ich blieb zurück. Damit ich nicht alleine war, durfte ich zu Miss Marley, Baby Fly, Janis und Bobby ziehen. Bobby ist sogar ein Halbbruder von mir, da er auch von meiner Mami Bine ist. Bobby lebt immer noch bei unseren Pflegeeltern. Er hat es nicht geschafft, ein Herz zu finden, welches ihn liebt und ihm ein Zuhause geben möchte. Er hängt sehr an Janis, an unserem Pflegefrauchen und bei Besuchern versteckt er sich lieber, oder schaut sich alles aus sicherer Entfernung an. Er war schon älter, als er von draußen zu unserer Familie kam und hat es daher schwerer als kleine Babys, die von draußen kommen. Bobby ist ganz lieb, absolut zärtlich, vorsichtig und man nimmt ihn kaum wahr, so ruhig ist er. Kommt unser Pflegefrauchen, freut er sich riesig und genießt die Schmusestunden mit ihr. Er weiß aber auch, dass er immer ein Pflegekind bleiben wird, weil er mit seinem 1 Jahr schon zu alt für die Menschen ist. Eben kein Baby mehr und leider grau, was auch für uns Katzen ein großes Handicap ist. Denn grau und schwarz sind die Farben bei den Katzen, die nicht so begehrt sind. Auch wenn die Menschen immer sagen, sie lassen ihr Herz entscheiden, haben sie doch bestimmte Vorstellungen, wie alte ihre Katze sein soll und wleche Farben sie haben sollte. Und jede Katze sollte sofort schmusig zu ihnen kommen und ihnen danken, dass sie die Katze "retten". Das können aber nicht alle Katzen erfüllen und so bleiben die Fellchen bei unseren Pflegeeltern, die nicht in die "Schublade" der Adoptanten schaffen.

Das ist aber nicht schlimm, denn unser Pflegefrauchen hat liebe Freunde, die uns auch immer besuchen, mit uns schmusen und spielen und uns zeigen, dass nicht alle Menschen gegen grau und schwarz sind.

Ich weiß, dass ich auch einen Dauerplatz bei ihr haben werde, denn ich bin schwarz, optisch keine große Schönheit und bei Fremden unsicher. Auch huste ich ab und an mal wenn ich mich überanstrenge, was zwar nicht schlimm ist, aber die Menschen abschreckt. Mein Husten wurde von dummen Menschen verursacht, die heute noch zulassen, dass ihre kranken Katzen sich weiter vermehren und wenn wir Babys nicht rechtzeitig gefunden werden, müssen wir qualvoll ersticken. Aber diesen Menschen ist es egal, weil es ja eh genug Katzen gibt und die neuen Babys wahrscheinlich schon wieder geboren sind, während gerade ein anderes Kitten stirbt. Solche Menschen gehen auch nicht zum Tierarzt, sondern sortieren aus. Was Pflegeleicht ist, behalten sie, oder verkaufen es. Was krank ist, wird auf die Straße gesetzt und muss dort für kurze Zeit ums Überleben kämpfen. Zum Glück müssen diese ausgestoßenen Seelen nicht lange auf der Straße leiden, aber jeder Tag ist eigentlich schon ein Tag zuviel für die geschundenen, schwachen, kleinen Körper.

Meine Pflegemami hatte auch so ein Fellchen übernomen. Viele erinnern sich bestimmt noch an den liebevollen Speedy, der so hart um sein Leben gekämpft hatte. Der nicht sterben wollte und doch, als der Atem immer weniger wurde, erlöst werden musste. Es war für unser Pflegefrauchen eine schlimme Zeit, denn in den 8 Wochen, wo sie mit ihm gekämpft hat, ist er ihr sehr ans Herz gewachsen. Wenn man dann den letzten Schritt mit so einem liebevollen Wesen gehen muss, hat man das Gefühl, es zerreißt einem das Herz. Man kann selber kaum atmen, kann die Tränen nicht zurückhalten, hält dieses zarte Wesen im Arm und möchte es nie mehr los lassen, ja, möchte am liebsten die Zeit immer wieder zurückdrehen, damit man diese schwere Entscheidung nicht treffen muss.

Speedy hat nun einen Platz im Garten bekommen und seine Erinnerung, ja sein Geschenk an uns ist, dass unser Pflegefrauchen nun kleine Seelen wie mich retten kann. Denn das ist sein Erbe und sie hat sich nach seinem Tod viel informiert, gelernt Anzeichen sehr früh zu erkennen und einzuschätzen, sowie sofort entgegen zu wirken, wenn sie eins von diesen Fellchen findet, welches aus dieser schlimmen Vermehrung kommt. Speedys leider viel zu kurze Leben hat bewirkt, dass ich nicht sterben oder leiden muss. Ich konnte rechtzeitig behandelt werden und heute erinnert nur noch ab und an ein kurzer Husten an diese Krankheit. Ich bin ein gesunder, junger Kater, der das Leben und seine Freunde liebt und natürliche seine Pflegefamilie.

Ich habe mich damit abgefunden, keine eigene Familie zu finden, denn ich passe nicht in das Schema der Adoptionen. Aber für mich hat sich ja eigentlich auch schon ein Herz entschieden und das ist das Herz meiner Pflegemami. Wenn sie uns morgens weckt und sagt, "na Happy-Schatzi, gut geschlafen", dann geht mein Herz auf und ich laufe sofort zu ihr hin, damit wir erst einmal kräftig schmusen. Manchmal sind der Janis und der Bobby sauer auf mich, weil ich sie einfach auf Seite drücke, damit ich mein Pflegefrauchen ganz für mich habe. Aber sie verstehen das auch. Denn sie hat ja für jeden Zeit und ganz viele Schmuseeinheiten. Und während wir alle miteinander schmusen und kuscheln, erzählt sie uns schöne Sachen. Was das ist, kann ich nicht sagen, verstehe ja die Menschensprache nicht. Aber es muss einfach schön sein, denn sie lächelt immer dabei und ihre Augen glänzen wie Sterne, wenn sie uns dabei ansieht.

Wir Dauerpflegis haben zwar keine eigene Familie, aber wir haben trotz allem ein liebes Zuhause, auch wenn wir es uns mit vielen Katzen teilen. Unsere Pflegeeltern teilen ihr Zuhause mit uns und daher teilen wir es auch mit anderen Seelchen, die kein eigenes Zuhause finden. Wir sind mittlerweile eine große, glückliche Familie und jedes kleine Herz ist willkommen, wenn es ängstlich und scheu von der Straße zu uns zieht. Dann nehmen wir es in die Mitte und zeigen ihm, wie schön das Leben sein kann und dass es in unserer kleinen Zuflucht keine Angst haben braucht, denn wir sind eine Familie und immer füreinander dar. Auch wenn wir nie eine Familie haben werden, so haben wir aber Menschen um uns, bei denen das Herz entscheidet und die uns nie spüren lassen, dass wir nur Pflegis sind.

 

Natürlich ist mein Traum, wie der von so vielen verlorenen Seelchen, dass die Menschen aufhören, uns sinnlos zu vermehren. Uns auszusetzen, zu quälen und zu töten. Und natürlich, dass auch wir Katzen von der Straße einen festen Stellenwert im Tierschutz bekommen. Denn leider wird bei uns noch viel zu viel weggesehen, weil es für uns kein Geld gibt und wir, auch wenn wir sehr lieb sind, doch nur  Kosten verursachen. Bei den Kommunen haben wir keine Zugehörigkeit und daher wird von einigen Tierschutzvereinen oder den Kommunen viel zu oft nein zu uns gesagt. Viele unserer Artgenossen müssen daher sterben und dies ganz alleine irgendwo da draußen, ohne Wärme und liebende Hände, die sie halten. Darum haben wir Straßenkatzen, die es geschafft haben, nur diesen einen Wunsch an die Menschen. "Bitte schaut nicht weiter bei uns weg. Auch wir sind Lebewesen mit Gefühlen, mit Ängsten, spüren Schmerzen genauso wie Freude und möchten nicht einsam sterben müssen, weil sich keiner für uns zuständig fühlt."

Unser Pflegefrauchen hat in unsere Seelen geschaut und sie weiß, dass wir im Grunde unseres Herzen die liebevollsten Wesen sind, die sie erleben darf. Darum hat sie den Spruch für uns gemacht, der nicht nur auf dem Papier, sondern auch in unseren Herzen fest verankert ist.

"Wenn man einem Streuner in die Seele geschaut hat, weiß man, dass kein Weg zu weit, keine Hilfe zu schwer und die Liebe zu ihnen grenzenlos ist."

 

In Liebe, Euer Happy

 

 


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